Der Neuanfang vom Spitalergut
Selbst am Bauernhof groß geworden, wurde Katharina die Leidenschaft für die Landwirtschaft schon von Kindesbeinen an mitgegeben. Zum Glück, denn wer weiß, was aus dem Hof sonst geworden wäre. Es war am 2. September 2016 als ein Unfall ihren Mann Alois mitten aus dem Leben gerissen hat, die drei gemeinsamen Töchter waren da gerade einmal17, 12 und 9 Jahre alt. „Ich hatte zwei Möglichkeiten“, erzählt Katharina heute über diese schwere Zeit, „entweder aufgeben oder mein Leben in die Hand nehmen und den Hof im Sinne meines Mannes weiterführen.“ Sie hat sich zu zweiterem entschieden und es nicht bereut. Unterstützung fand sie nicht nur im Bekannten- und Freundeskreis, sondern vor allem auch schon ihren Töchtern. Noch heute wohnen die drei Mädels zu Hause und packen neben Ausbildung und Beruf fleißig mit an. Alle voran die heute 24-jährige Lena, die nie daran gezweifelt hat, in der Landwirtschaft zu arbeiten und den elterlichen Hof zu übernehmen. Seit der Matura an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in der benachbarten Steiermark packt Lena neben ihrem 30-Stunden Job bei der Bauernkammer Hallein zu Hause fest mit an. Mittlerweile ist auch ihr Freund Christoph an den Hof in Adnet gezogen und hat seine Aufgabenbereiche übernommen.
Was der Hof hergibt
Helfende Hände kann es nie genug geben, denn Tiere tummeln sich hier jede Menge. Die haben hier nicht nur ein schönes Leben, sondern werden – dank des eigenen Schlachtraums – vorort auch gänzlich stressfrei geschlachtet. Die Fleischverarbeitung übernehmen zwei befreundete Metzger aus der Region. Das Frischfleisch und die verarbeiteten Spezialitäten von Rind, Kalb, Pute und Schwein sind aber nur ein kleiner Teil des umfangreichen Sortiments, das auf den wöchentlichen Marktfahrten am Stand des Spitalerguts erhältlich ist. Hin und wieder bereichert auch Wildbret das Angebot. Als passionierte Jägerinnen sorgen Katharina und Lena selber für das Fleisch, das dann etwa zu feinem Rehspeck verarbeitet wird. Aus der Milch der Kühe produziert Katharina eine Auswahl an Käse, vom Frischkäse bis zum Schnittkäse, außerdem Topfen, Aufstriche, Butter, Sauerrahm, Rahm. Weiters gibt es etwa Kaspressknödel, Fleischkrapfen, Leberkäse, Sulzen – natürlich auch alles selber gemacht.
Regelmäßig bäckt Katharina aus dem Mehl der Lerchenmühle in Golling Brot, aber auch Obstkuchen und Apfel- oder Topfenstrudel.
Und dann gibt es nach wie vor den nahe gelegenen Hof von Lenas Großeltern, Katharinas Eltern. Hier tummelt sich die Hühnerschar, die nicht nur für regelmäßige Eierlieferung sorgt, sondern teils auch als Masthühner dienen. Auch Lenas derzeit 13 Mangalitzaschweine fühlen sich hier wohl. Das Grammelschmalz dieser Tiere wird von den Stammkunden als besondere Spezialität geschätzt. Und noch eine Besonderheit hat dieser Hof zu bieten: als einer der wenigen im Tennengau hat er das sogenannten Maria Theresien Brennrecht, das an den Hof gebunden ist und eine jährliche Fixmenge an Schnapserzeugung gestattet. Von diesem Recht wird natürlich nach wie vor Gebrauch gemacht, die Bäume rund um das Spitalergut liefern das nötige Obst dazu
Treffpunkt Markt
Dreimal wöchentlich wird der Marktwagen beladen, denn die Stammkunden auf der Schranne, am Bauernmarkt Strobl und in Hallein wollen bedient werden. Dies ist meist die Aufgabe von Katharina, wenn es die Zeit erlaubt, kommt auch Lena mit. Hier sind beide in ihrem Element – die vielen positiven Rückmeldungen beweisen, dass der eingeschlagene Weg trotz der vielen Arbeit der richtige ist. „In Strobl haben wir einen Kunden, der immer nur zur Urlaubszeit hier ist und sich dann aber mit einem Käsevorrat für ein ganzes Jahr eindeckt“, erzählt Lena lachend. Portionsweise eingefroren bleibt die Qualität erhalten.
Weggeworfen wird bei den Brunauers prinzipiell nichts. Als erfahrene Marktfahrerinnen können sie ganz gut einschätzen, wie viel sie brauchen. Sollten dennoch etwa einmal Knödel übrigbleiben, werden die für den Eigengebrauch eingefroren. Und, so erzählt Katharina, „wenn wir zu viel Frischfleisch haben, verarbeiten wir das zu Speck oder Wurst.“