Benedikt Rainer, Biobauer und Fleischrinder-Obmann des Rinderzuchtverbands Salzburg, im Gespräch

Worum geht es eigentlich bei der Rinderzucht? Und warum setzt gerade der Fleischrinder-Obmann des Rinderzuchtverbands auf Rassen, die nicht vorrangig für ihre Leistung bekannt sind? Benedikt Rainer hat sich heute für mich Zeit genommen und von der Rindervielfalt auf seinem Hof sowie von den Tätigkeiten des Rinderzuchtverbands erzählt.

Beni, danke, dass du dir Zeit genommen hast! Bitte erzähle uns anfangs etwas über euren Hof.

Gerne. Ich bewirtschafte gemeinsam mit meiner Frau Heidi den Kösserhof, einen Bergbauernbetrieb auf 1.055 Metern Seehöhe. Seit ca. 30 Jahren wird der Kösserhof als Mutterkuhbetrieb geführt. Derzeit haben wir 14 Mutterkühe mit Nachzucht und einen Stier, außerdem 5 Ponys für die Kinder und im Sommer Bio-Schweine. Bio ist natürlich der ganze Hof. Neben der Landwirtschaft betreiben wir auch eine Vermietung – unser Haus liegt direkt an der Skipiste. Außerdem bin ich beim Rinderzuchtverband Obmann der Fleischrinderzüchter für das Bundesland Salzburg.

Du hast ja unterschiedlichste Rinderrassen bei dir am Hof. Welche sind das und warum hältst du diese speziellen Rassen?

Für mich ist die Zucht zum einen ein Hobby – es interessiert mich einfach und diese „Sortenreinheit“ zu schaffen reizt mich. Auf der anderen Seite geht es mir aber auch sehr stark um die Erhaltung der Vielfalt, der Biodiversität und vor allem der standortangepassten Rassen. Muss es denn immer die höchste Leistung sein? Am meisten Gewicht, am meisten Euro? Mir geht es auch um andere Qualitäten. Ich habe überhaupt nichts gegen intensive Fleischrassen, aber sie passen nicht auf unsere steilen Hänge und es kann nicht das Ziel sein, Getreide von woanders herzuführen. Das vor Ort vorhandene Grundfutter muss ausreichen um die Tiere zu ernähren.

Die Rassen, die wir am Hof haben, sind:

  • Pustertaler Sprinzen: Sie sind farblich und durch ihre besondere Zeichnung optisch sehr ansprechend. Außerdem selten und hochpreisig. Sie sind eine gute Fleischrasse, zu Zeiten der Monarchie waren sie sogar die schwerste Rasse im Alpenraum.
  • Pinzgauer Rinder: Sie haben Tradition hier im Pinzgau, sie passen einfach her. Als klassische Zweinutzungsrasse sind sie sowohl in Bezug auf Milch- und Fleischqualität in Ordnung.
  • Tiroler Grauvieh: Diese robusten, geländegängigen und eher kleinrahmigen Tiere sind ideal für unseren Standort, sie kommen ja zum Teil von noch extremeren Gebieten. Die Fleischqualität ist durchaus gut.
  • Zwergzebus: Sie sind die Spezialisten für Biotope und steile Flächen, da sie auch „schlechteres“ Futter hervorragend verwerten und durch das geringe Gewicht (ca. 250 kg) für wenig Vertritt sorgen. Zebus werden auch als Urform des Rinds gesehen, ihre Verdauung und ihr Kot ähneln dem von Wild.
  • Simmentaler Rinder (Fleckvieh): Hierbei handelt es sich um äußerst gute Mutterkühe mit guter Milchleistung. Die Rasse passt zum Standort, die Tiere sind ruhig und robust.
Wofür hältst du die Tiere?

Meine Standbeine sind die Direktvermarktung und die Zucht. Wir verkaufen Bio-Jungrindfleisch und Bio-Rindfleisch vom Zeburind. Ungefähr die Hälfte der Jungtiere geht in die Zucht.

Apropos Zucht. Du bist ja Fachgruppenobmann des Rinderzuchtverbands, kannst du uns kurz deine bzw. die Tätigkeiten des Rinderzuchtverbands erklären?

Ja, gerne. Wie gesagt, ich bin Fachgruppenobmann des Rinderzuchtverbands (RZV) für Fleischrinderzüchter und Mutterkuhhalter in Salzburg. Der RZV hat seinen Sitz in Maishofen und ist als Verein organisiert, die österreichweite Dachorganisation ist die ZAR (Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Rinderzüchter). Mitglieder sind bäuerliche Züchter. Wir haben als Verein fast 20 verschiedene Rinderrassen zu betreuen, für die jeweils ein Herdebuch geführt wird. Außerdem beraten wir die Betriebe züchterisch, vermitteln Zuchttiere, z. B. auch im Zuge von Versteigerungen, unterstützen die Direktvermarktung und bündeln Angebote für überregionale Projekte, Handelsketten und Gastronomie. Dabei handelt es sich z.B. um das Salzburger Jungrind bei Spar, „Ja! Natürlich“ Biojungrind oder Babynahrung.

Der Standort in Maishofen ist insofern besonders, weil der Bio-Anteil der Tiere einmalig hoch ist. Es kommen auch Leute aus Deutschland, Italien und der Schweiz zu unseren Versteigerungen, bei denen hauptsächlich Fleckvieh, Pinzgauer Rinder und Holsteinrinder angeboten werden.

Kann man auch als Nicht-Landwirt mit dem Rinderzuchtverband in Berührung kommen?

Ja, man kann durchaus auch einfach so mal zu einer Versteigerung gehen. Das ist auf jeden Fall ein Erlebnis und ein guter Einblick in die Rinderszene! Außerdem kann man Kontakt aufnehmen, wenn man auf der Suche nach Direktvermarktern ist und sich über die aktuellen Preise informieren.

Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick in die Zukunft: Wohin geht deiner Meinung nach die Entwicklung in der Rinderzucht und in der Landwirtschaft an sich? Und was würdest du Konsumenten für ihren Fleischeinkauf empfehlen oder dir möglicherweise auch von ihnen wünschen?

Ich habe den Eindruck, dass die intensiv wirtschaftenden Betriebe mehr und auch immer größer und noch intensiver werden. Gleichzeitig entwickeln sich Nischen und spezielle, oft kleine, Betriebe entwickeln sich. Diese entstehen durchaus auch durch den Wunsch von Konsumenten, die insgesamt in Bezug auf Fleisch und Landwirtschaft gerade eher verunsichert sind. Die Schere geht also immer weiter auseinander.

Von Konsumenten wünsche ich mir, dass sie uns Bauern die Treue halten. Ein ganz wichtiges Thema und gleichzeitig auch eine undichte Stelle in Bezug auf Transparenz ist für mich die Gastronomie. Hier gilt es nachzufragen! Und zu hinterfragen. Denn auch wenn die Kellnerin erzählt, das Fleisch sei vom Metzger im Ort, heißt das nicht automatisch, dass das Tier aus der Region oder überhaupt aus Österreich ist. Wer als Konsument – und das sind wir ja wiederum alle! – Sicherheit haben will, kauft am besten direkt ab Hof beim Bauern seines Vertrauens oder Bio-Fleisch von vertrauenswürdigen Marken im Supermarkt, beispielswiese „Ja! Natürlich“ oder „Spar Natur*pur“.

Beni, vielen Dank für das sehr interessante Gespräch!

Kontakt:
Kösserhof

Bachwinkl 42
5761Maria Alm
+43 6584 7573
rainer.koesserhof@sbg.at

 

 


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