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Von der ersten Idee bis zum ersten Glas Honig
Egal ob jung oder alt, Großstädter oder Landmensch – die Bienenzucht erfreut sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Was muss ich beachten, wenn ich Bienen haben will? Kann ich das? Darf ich das? Was brauche ich und wer kann mir helfen? Fragen über Fragen, die sich die Neuimker zu Beginn stellen. Wir haben Neo-Imker Hannes Handlechner, im Hauptberuf Geschäftsführer von Urlaub am Bauernhof in Salzburg zum Gespräch getroffen.
Grundsätzlich ist die Imkerei für Jedermann/frau geeignet – mal abgesehen von höchstgradigen Bienengiftallergikern, denen ich davon abraten würde. D.h. falls ich nicht weiß, ob mich ein Bienenstich in die ewigen Jagdgründe befördern kann, vorher vom Arzt abklären lassen.
Ansonsten kann das Projekt „eigener Honig“ starten. Erster Anlaufpunkt sollte immer der Imkerverein im eigenen Ort oder in der näheren Umgebung sein. Die meisten Imker freuen sich über „Nachwuchs“ und stehen mir Rat und Tat zur Seite. Da sich die Imkerei derzeit so großer Beliebtheit erfreut, werden auch zahlreiche Weiterbildungen angeboten (etwa vom Imkerhof Salzburg), die unbedingt besucht werden sollten, denn zwischen Bienen erwerben und einige Monate später Honig ernten, gibt es viele Dinge zu beachten, die man nicht intuitiv kann.
Die folgende 10-Punkte-Liste weist dir den Weg
- Zur richtigen Zeit mit der Imkerei beginnen. Die meisten Kurse starten im Frühjahr und laufen mehrere Wochen immer tageweise, wobei man immer wieder die Praxis am Bienenstand übt. Die Kurse lassen sich sehr gut nebenher erledigen. Es werden die Arbeiten des ganzen Bienenjahres durchgemacht. Entweder ich habe bereits ein Bienenvolk, an dem ich das Erlernte bereits üben kann oder ich schaffe mir nach dem Kurs meinen ersten eigenen Schwarm an (meine Empfehlung).
- Investitionen tätigen und Bienen und deren neues Zuhause kaufen. Unsere Imkerlehrerin hat immer gesagt, schafft euch zu Beginn 3 Bienenvölker an, dann ist die Chance ziemlich groß, auch nach dem ersten Winter zumindest noch 1 Volk betreuen zu können. Denn es gibt nichts, was einen Imker mehr frustriert, als nach einem Winter nur mehr einen Haufen toter Bienen im Stock vorzufinden. Und das passiert leider immer wieder – aber dazu später. Darüber hinaus ist die Neugierde bei den Jungimkern so groß, dass sie öfter als nötig den Bienenstock öffnen, die geflügelten Bewohner dadurch sehr stören und somit auch das Sterberisiko der Tiere erhöht wird. Noch ein Vorteil bei drei Bienenvölkern ist die Neueinsteigerförderung, die man beanspruchen kann. Mit dieser Förderung soll gewährleistet werden, dass die Jungimker mit den besten Voraussetzungen ins Imkerdasein starten – heißt: neue Bienenvölker, neue Bienenstöcke, Einsteigerkurs und Mitgliedschaft bei einem Verein. Warum es beim Einstieg in die Imkerei wichtig ist, auf neue Bienenbehausungen zu setzen erklärt Punkt 3.
- Keine gebrauchten Imkerutensilien kaufen – schon gar nicht bei Flohmärkten oder von aufgelassenen Bienenhütten, die schon seit Jahren leer stehen. Zu groß ist die Gefahr, dass sie durch irgendwelche Bienenkrankheiten oder ominöse Behandlungsmittel belastet sind. Hier ist es wirklich gut, wenn man etwas Geld in die Hand nimmt und in neue Sachen investiert. Wenn man mit 3 Bienenstöcken samt Inhalt startet inkl. Kurs, kann man mit ca. 1.000 Euro rechnen, die zu Beginn anfallen. Aber wie gesagt, es gibt öffentliche Förderungen und auch von vielen Vereinen gibt es spezielle Unterstützung für Neueinsteiger
- Aber wo bekomme ich nun Bienen, Beuten (so nennt man die Behausung der Bienen) und Werkzeuge her?
Mittlerweile gibt es österreichweit viele Imkerfachgeschäfte, die alles was das Imkerherz begehrt anbieten. Im SalzburgerLand ist mit Sicherheit der Imkerhof in Koppl die erste Anlaufstelle. Wo ich meine ersten Bienenschwärme herbekomme, erfahre ich am besten im Imkerverein, wo ich ja jetzt dann Mitglied bin. Auch in der Imkerzeitung „Bienen aktuell“, die ich als Mitglied kostenlos erhalte, gibt es viele Anbieter, von denen ich Bienen beziehen kann. Am Anfang und für die Neueinsteigerförderung ist es wichtig, dass ich Kunstschwärme und Reinzuchtköniginnen kaufe. Kunstschwärme sind frei von Varroamilben (dazu später mehr) und eignen sich daher perfekt für den Neustart. Reinzuchtköniginnen vereinen alle guten Eigenschaften, die man als Imker so schätzt – Sanftmut, gute Legeleistung und geringer Schwarmtrieb (grundsätzlich wollen sich alle Bienenschwärme vermehren – d.h. wenns im Bienenstock zu eng wird, wird gleich mal eine neue Königin aufgezogen, die sich dann mit einem Großteil des Hofstaates vom Acker macht und blöderweise auch den ganzen Honig mitnimmt – das wars dann mit der heurigen Honigernte. Daher – je geringer der Schwarmtrieb, desto größer die Chance, dass alle Bienen schön zuhause bleiben und fleißig Honig machen. - Stockmeißel, Kehrbesen und Rauchgerät (Smoker) werden in Zukunft die wichtigsten Begleiter eines Imkers sein. Wer Angst vor Stichen hat, sollte sich noch passende Handschuhe und einen geeigneten Imkeranzug anschaffen. Normalerweise sind Bienen sehr sanftmütig, aber drohendes Unwetter, nervöse Imker oder fehlende Nahrungsquellen können die Honigträgerinnen schnell mal a bissl aggressiv machen. Sich gleich zu Beginn eine Honigschleuder, Stockwaage, Wachsschmelzer oder Entdeckelungsgeschirr anzuschaffen ist völlig übertrieben. Vor allem hat man einfach nicht die Garantie, dass ich nach dem Winter noch immer Bienen habe. D.h. sich im Verein umhören, ob es Geräte gibt, die man gemeinschaftlich nutzen kann oder sich mit einem Freund, Freundin, Bekannten zusammentun und die großen Investitionen gemeinsam tätigen – und auch hier gibt’s wieder eine Förderung (Voraussetzung sind weitere Kurse wie z.B. Hygieneschulungen).
- Kann ich meine Bienen im Garten aufstellen?
Grundsätzlich ja, wenn genug Platz vorhanden ist und die Startbahn der Bienen nicht gerade zur Schaukel der Kinder schaut oder auf die Frühstücksterrasse der Nachbarn. An schönen warmen Tagen ist hier nämlich richtig was los – immerhin leben zwischen 40.000 und 60.000 Bienen in einem Bienenstock. Mittlerweile gibt es auch Bienenstöcke, die man in der Stadt am Balkon befestigen kann. Auch wenn der Garten oder Balkon groß ist und niemand belästigt wird, sollten dennoch die Nachbarn informiert und mit einem Gläschen eigenem Honig besänftigt werden. Da vor allem im Frühjahr und Sommer zahlreiche Arbeiten am Bienenstock zu machen sind, empfiehlt es sich, den Standplatz nicht zu weit vom eigenen Zuhause aufzustellen – und man sollte gut hinkommen – auch mal mit einer Schubkarre. Das neue Zuhause der Bienen sollte sonnig, halbwegs windstill und in der Nähe einer Wasserquelle sein. Am besten inmitten von Wäldern, Blumenwiesen und Siedlungen, damit die Bienen den ganze Frühjahr/Sommer/Herbst über ausreichend Nahrungsangebot haben. - Mit der „Arbeit“ beginnen – ist der Kurs absolviert, die Bienenstöcke und das zugehörige Werkzeug angeschafft, können die Bienen in ihr neues Zuhause gesetzt werden. Um ihnen die Arbeit zu erleichtern, werden sogenannte Rähmchen mit Wachsplatten versehen, an denen die Bienen die Waben bauen und diese mit Honig ober Brut füllen. Ab diesem Zeitpunkt brauchen sie zunächst Ruhe, denn jetzt machen sie alles von selbst. Was im Lauf des Frühlings noch alles zu machen ist, habt ihr bereits im Kurs erlernt bzw. werdet ihr noch lernen. Ganz wichtig wäre es, sich nach einem „Bienenpaten“, am besten aus dem eigenen Verein, umzuschauen, der bei den ersten Handgriffen behilflich ist und auch die ersten Monate mit Rat und Tat zur Seite steht.
- Die wichtigsten Tätigkeiten im Verlauf eines Bienenjahres (das Bienenjahr endet eigentlich schon wieder Ende Juli/Anfang August) sind die Auswinterung bzw. Frühjahrsrevision (Status quo erheben – sind alle Bienenstöcke noch am Leben). Unsere Imkerlehrerin hat immer gesagt – zweimal im Jahr hat man jedes Rähmchen in der Hand (bei der Frühjahrsrevison und beim Wintersitz richten nach dem Abschleudern). Bei diesen Arbeiten werden alte Rähmchen durch neue ersetzt und der Allgemeinzustand des Bienenvolks beurteilt. Nach der Frühjahrsrevision vermehren sich die Bienen unaufhörlich und benötigen immer mehr Platz – d.h. zusätzliche Zargen (so nennt man die einzelnen Abteilungen des Bienenstocks) müssen aufgesetzt werden. Je nach Blüten- und Nahrungsangebot kann man zwei bis dreimal Honig schleudern. Das letzte Mal wird Ende Juli/Anfang August Honig geschleudert und die Bienen auf den „Winter“ vorbereitet. Da ihnen der Honig, den sie als Wintervorrat gesammelt haben, genommen wurde, muss der Imker den Bienen nun Ersatznahrung in Form von Zuckerlösungen zur Verfügung stellen, das sie wiederum in Winterfutter für sich umwandeln. Danach kommen noch einige Behandlungen gegen die Varraomilbe und mit Anfang Dezember ist Schicht im Schacht und die Bienen sollten bis zum Frühjahr in Ruhe gelassen werden.
- Varroamilbe, Faulbrut, Kalkbrut, Flügeldeformationsvirus,… nicht immer ist die Imkerei ein Honiglecken, denn auch die Bienen werden krank – allen voran ist es eine Hauptaufgabe der Imker, die Varroamilbe halbwegs im Zaum zu halten, um eine gesundes Bienenvolk und eine schöne Honigausbeute zu haben. Fragst du fünf Imker, mit welchen Methoden sie für eine halbwegs erträgliche Anzahl an Varroamilben im Bienenvolk sorgen, erhälst du mit Sicherheit sieben Meinungen. Es gibt mittlerweile unzählige Methoden zur Bekämpfung und jeder Imker muss für sich die beste Möglichkeit finden – aber auch hier ist es sinnvoll sich an die erfahrenen Imker aus dem eigenen Verein zu halten.
- Honig ernten, essen, verkaufen und andere begeistern. Jeder, der selber Honig produziert, weiß welch qualitativ hochwertige Produkt es ist und welche Arbeit bei Mensch und Biene dahinter stecken. Honig aus dem Supermarkt oder dem Diskonter werden niemals wieder den Weg auf den eigenen Frühstückstisch finden. Zudem werden hoffentlich viele Freunde, Nachbarn und Bekannte für regionalen Honig begeistert und kein Imker muss sich scheuen, für dieses grandiose Produkt auch einen anständigen Preis zu verlangen.