Andrea Schilchegger im Gespräch

„Ja des stimmt – an typischen Jaga stellt ma si anders vor!“ lacht Andrea Schilchegger, als ich ihr erzähle, dass ich eine „Gschicht“ über sie und übers „Jagan“ schreiben möchte. Und trotzdem, ihre große Begeisterung für die Jagd und ihre Liebe zur Natur – beides ist für sie untrennbar miteinander verbunden – sind bei der jungen Windhofgut-Bäuerin aus Annaberg-Lungötz sofort spürbar.

Faszination Regionalität und Ursprünglichkeit

„Wenn ich auf Jagd gehe, fasziniert mich die Regionalität und die Ursprünglichkeit dieses Lebensmittels. Die Tiere leben völlig unabhängig vom Menschen in ihrer natürlichen Umgebung und ernähren sich so, wie es die Natur vorgesehen hat. Schon am Weg zum Hochsitz sammle ich Kräuter, Pilze, Preiselbeeren und Heidelbeeren, die ich später zur Zubereitung meines Wildbrets verwende,“ erzählt Andrea. „Jäger haben ein enormes Wissen über die Natur. Abgesehen davon, dass sie genau wissen müssen, wie das Tier zu erlegen ist und auf welche Hygienebestimmungen zu achten ist, lernen sie in der Vorbereitung zur Jagdprüfung sehr, sehr viel über Pflanzen, Tiere, den Wald und die Wechselbeziehungen in diesem empfindlichen Ökosystem. Die meisten Jäger kennen nicht nur den Wildbestand genau, sondern wissen auch bestens darüber Bescheid, welche eventuell seltenen Pflanzen wann und wo im Revier wachsen und blühen.“ Wichtiges Wissen, wenn es etwa um den Artenerhalt geht! „Als Jägerin oder Jäger lernt man, aufmerksam zu beobachten, zu hegen und zu pflegen und die Natur in all ihrer Schönheit zu achten und zu genießen.“

Aufklärungsarbeit und Wertevermittlung

All dies sind Werte, die sie und ihr Mann Johannes – er ist ebenfalls Jäger – auch ihren beiden kleinen Söhne lehren. „Kinder verstehen, dass beispielsweise ein Überbestand an Wild große Schäden im Wald verursachen kann, der Wald aber eine wichtige Funktion für uns hat und deshalb ebenfalls geschützt werden muss. Sie sehen, dass wir als Jäger Verantwortung übernehmen, indem wir darauf achten, ob Tiere vielleicht krank oder schwach sind und den nächsten Winter nicht überleben würden.“ Aus diesem Grund wird Andrea Schilchegger auch in Kürze eine Ausbildung zur Jagdpädagogin machen. „Information ist so wichtig! Es bringt doch nichts, wenn ich zum Beispiel über rücksichtslose Tourenskifahrer schimpfe. Aber wenn ich ihnen erkläre, dass sie durch ihr Verhalten Gämsen dermaßen aufschrecken, dass diese in den hohen Schnee flüchten und dort jämmerlich steckenbleiben, oder tief über Felsen stürzen dann verstehen das die meisten. Ich freu mich jedenfalls schon auf die Ausbildung und bin sehr gespannt!“ sagt sie.

Zwei Leidenschaften in perfekter Kombination

Kurse macht Andrea viele – allerdings meistens nicht als Teilnehmerin sondern als Vortragende. Als eine von momentan 13 Salzburger Seminarbäuerinnen veranstaltet sie Brotbackkurse, vor allem aber ihre Wildkochkurse sind heiß begehrt – und das nicht ohne Grund: Hier kann sie perfekt ihre beiden Leidenschaften, das Kochen und die Jagd, verbinden.

„Ich lege großen Wert auf die Verwendung hochwertiger heimischer Produkte. Wildbret bietet sich hier optimal an. Im Vergleich zu manchen anderen Fleischsorten ist es relativ fettarm. Außerdem ist Wild reich an Omega 3 Fettsäuren, enthält wertvolles Eiweiß und ein hohes Maß an Mineralstoffen und Spurenelementen. Kurz gesagt, Wildfleisch ist sehr gesund.“ erklärt Andrea Schilchegger. Neben diesen gesundheitlichen Aspekten sprechen natürlich auch die kurzen Transportwege und die nachvollziehbare Herkunft (es gibt diesbezüglich in Österreich sehr strenge Vorschriften) eindeutig für die vermehrte Verwendung von qualitativ hochwertigem, heimischem Wildfleisch in der Küche. „In meinen Kochkursen weise ich darauf hin, dass sich Wild hinsichtlich der Zubereitung kaum von anderen Fleischarten unterscheidet. Also keine Scheu vor dem Wildkochen! Alles halb so wild!“ scherzt sie. „Es eignet sich zur Zubereitung von traditionellen Gerichten wie Braten, Ragout und Gulasch, aber auch moderne und kreative Gerichte wie Spaghetti mit Wildsugo, Lasagne und Wok schmecken vorzüglich.“ Besonders köstlich ist auch der Wildburger – das Rezept dazu hat uns Andrea bei unserem Treffen verraten!

Tradition und Innovation

In ihren Kochkursen und natürlich in ihrer eigenen Küche legt Andrea sehr viel Wert darauf, dass tatsächlich alle Fleischteile verwendet werden, denn von Lebensmittelverschwendung oder achtlosem Umgang mit selbigen hält sie nichts.

Zudem nutzt sie immer wieder die Gelegenheit, um Aufklärungsarbeit für die hohe Qualität der Produkte aus heimischer Landwirtschaft und die Wichtigkeit der Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern aber auch Jägerinnen und Jäger zu leisten. „Unser Hof, die Felder, der Wald und die Alm – das alles zusammen bildet unsere Lebensgrundlage. Wir achten gut darauf, weil uns bewusst ist, dass wir alle davon abhängig sind.“ Tradition und Beständigkeit bestimmen ihr Leben als Bäuerin und Jägerin genauso wie Fortschritt und Weitblick. „Denn ich als Bäuerin bin nicht nur Arbeitskraft im Stall, sondern auch eine moderne und innovative Unternehmerin.“ meint sie. Und noch dazu seine außergewöhnlich sympathische und engagierte – meine ich. Vielen Dank für das informative und nette Gespräch, Andrea!

Übrigens: Bezugsquellen für Wildbret erfragen Sie am besten unter www.sbg-jaegerschaft.at

Und sollten Sie Lust haben, einen Wildkochkurs bei einer der Salzburger Seminarbäuerinnen zu besuchen, dann finden Sie weitere Informationen unter www.lfi.at oder auf der Facebook-Seite der Seminarbäuerinnen.


  • Jagdgschichtn – Vom Wald auf den Teller
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